Die 25. Deutschen Turn-Seniorenmeisterschaften in Leipzig boten ein beeindruckendes Schaufenster für die Eleganz und Kraft des Seniorenturnens. Im Mittelpunkt des Geschehens stand Desiree Girgenti, die mit einer brillanten Vorstellung den Meistertitel in der AK50 eroberte. Mit Präzision und Technik begeisterte sie Publikum und Jury – insbesondere ihre Darbietung am Boden war ein wahres Highlight. Dabei profitierte sie vor allem von ihren hohen E-Noten, während die Schwierigkeit ihrer Übungen bereits auf dem Niveau ihrer engsten Konkurrentinnen liegt. Ihre wichtigste Rivalin, Katja aus Niederwörresbach, konnte ihr mit einer starken Leistung nahekommen, erlitt jedoch einen entscheidenden Abstieg am Balken.
Doch nicht nur in Deutschland sorgt Desiree für Furore. Die International Masters Team Cup in Leipzig brachten Turnerinnen und Turner aus aller Welt zusammen, darunter Teilnehmer aus Japan, Brasilien, den USA, Großbritannien, Irland und Kanada. Durch ihre doppelte Staatsbürgerschaft konnte Desy in kürzester Zeit frühere Weggefährtinnen aus ihrer Heimatstadt zusammenbringen und das „Team Italia“ formen. Mit Monika (1979) trainierte sie einst gemeinsam, ihre ehemalige Trainerin Zsuzsanna (1955) stand ebenfalls an ihrer Seite. Ergänzt wurde das Team durch die regelkonforme „Wildcard“ Michaela (1962) sowie Ungarin Nikolett (1994), da Ungarn keine eigene Mannschaft stellte.
In einem hochklassigen Wettkampf glänzte Desiree erneut an Stufenbarren und Boden und wurde nach Wettkampfende mit einer besonderen Auszeichnung für die höchste Wertung in beiden Disziplinen geehrt.
Die Atmosphäre bei den Masters unterschied sich deutlich von anderen Turnwettkämpfen: Hier geht es nicht nur um individuelle Erfolge, sondern auch um Teamgeist und gegenseitige Unterstützung. Besonders bemerkenswert war das innovative Bewertungssystem, bei dem ältere Athletinnen für identische Elemente zusätzliche Bonuspunkte gegenüber jüngeren Turnerinnen erhielten.
Girgenti selbst betont die immense Bedeutung von Wettkämpfen für ihre eigene Motivation: „Ohne feste Termine würde ich bestimmte Übungen nicht mit derselben Konsequenz und Intensität durchziehen.“ Sie sieht die Zukunft des Seniorenturnens als vielversprechend und spricht sich für eine stärkere Verankerung solcher Wettbewerbe im internationalen Wettkampfkalender aus.
Neben Deutschland beeindruckten viele Nationen mit ihren Leistungen, doch vor allem die einzigartige Teamdynamik und der gegenseitige Respekt machten diesen Wettkampf für Desiree zu etwas ganz Besonderem. Eine ihrer prägendsten Erinnerungen: Eine Turnerin aus den USA, die sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern startete – ein seltener Moment einer außergewöhnlichen Zehnkämpferin, auf den vier Frauen-, sowie an den sechs Männergeräten.
Mit ihrer aktiven Rolle in der Förderung des Seniorenturnens bleibt Desiree eine prägende Persönlichkeit des Turnsports. Ihr Blick richtet sich bereits nach vorne – auf die kommenden Herausforderungen und insbesondere auf den Masters Gymnastics Team World Cup, der ab sofort alle zwei Jahre stattfindet und 2027 in Tokyo ausgetragen wird. Eine große Herausforderung – nicht nur turnerisch!